Warum Deponien?
Obwohl vielerorts versucht wird, Abfälle zu vermeiden und Materialien zu recyceln, spielen Deponien nach wie vor eine wichtige Rolle in der Kreislaufwirtschaft. Es gibt immer noch Stoffe, die aufgrund ihrer Schadstoffbelastung nicht wiederverwendet werden können und auf eine Deponie gehören. Deponien sind dabei jedoch nur der letzte Ausweg: Sie stehen am Ende der Entsorgungskette und es gelangen nur solche Materialien auf die Deponie, die stofflich oder thermisch nicht verwertet werden können.
In einer geordneten Kreislaufwirtschaft müssen belastete Materialien aus dem Kreislauf ausgeschleust werden. Hierzu stehen Deponien als Schadstoffsenke zur Verfügung. Die belasteten Materialien werden hier sicher und dauerhaft aufbewahrt, damit sie für Umwelt und Verbraucher keine Gefahr darstellen.
Dies gilt zum Beispiel für Asbest oder älteres mineralisches Dämmmaterial, das gesundheitsschädliche Mineralfasern freisetzt und dessen Einsatz heute deshalb im Baubereich verboten ist. Böden, die aus einer Altlast mit Schwermetallen belastet sind, lassen sich häufig nicht reinigen. Auch nicht jede Schlacke ist sauber genug, um sie im Straßenbau oder für andere Zwecke einzusetzen. Für all’ diese Stoffe wird noch langfristig sicherer Deponieraum benötigt.
Auf Deponien der Klasse 0 bis III fallen dabei jedoch nur mineralische und „inerte“ Abfälle an, also Materialien, die chemisch stabil sind und keine Reaktion eingehen, sich also nicht zersetzen oder verändern, wie etwa Schlacken und Aschen, Böden oder Bauschutt. Unbehandelte Siedlungsabfälle, Sperrmüll, Kunststoffe, etc. werden in Deutschland schon lange nicht mehr deponiert.
Deponien als komplexe Bauwerke
Die Vorstellung, eine Deponie sei ein Loch, das mit Abfällen verfüllt wird, entspricht nicht der Realität. Wenn es auch in den frühen Jahren der Bundesrepublik und der DDR viele unkontrollierte Abfallablagerungen als sog. „Bürgermeisterkippen“ gegeben hat, handelt es sich bei den heutigen Deponien in Deutschland um komplexe technische Bauwerke, die sehr hohe Sicherheitsanforderungen erfüllen müssen und engmaschig kontrolliert werden.
Die deutschen Deponien der öffentlich-rechtlichen und privaten Entsorgungswirtschaft nehmen dabei einen technologischen Spitzenplatz ein und zählen zu den sichersten der Welt. Das Multibarrierensystem hilft dabei, Emissionen in die Umwelt zu vermeiden und Risiken für Mensch und Natur so gering wie möglich zu halten. Es basiert auf mehreren Schutzschichten (Barrieren), die zusammenwirken, um eine Kontamination der Umwelt zu verhindern.
Zu den wichtigsten Bestandteilen gehört eine Basisabdichtung aus Ton und/oder Kunststoff unter dem Deponiekörper, um den Austritt von Sickerwasser und eine Kontamination des Grundwassers zu verhindern. Das anfallende Sickerwasser wird gesammelt und gereinigt. Nach der Ablagerung werden die Deponien oberflächenabgedichtet, sodass die enthaltenen Abfälle eingekapselt sind und kein weiteres Sickerwasser entstehen kann.
Etwaig vorhandenes, bei der Zersetzung organischer Stoffe entstehendes Gas (v.a. Methan) wird gesammelt und unschädlich gemacht. Für die verschiedenen Barrieren verwenden die Deponiebetreiber hochwertige Materialien und ausgefeilte Techniken. Erfahrene Ingenieurbüros und Bauunternehmen begleiten dabei alle Lebensphasen einer Deponie. Zudem findet eine engmaschige Beaufsichtigung durch die zuständigen Behörden statt.
So kommt es, dass Deponien heutzutage komplexe technische Bauwerke darstellen, deren Errichtung, Betrieb und Stilllegung umfangreiche Investitionen und die Zusammenarbeit ausgewiesener Experten erfordern. Die konkreten Anforderungen an das jeweilige Multibarrierensystem einer bestimmten Deponie werden durch die Deponieklasse bestimmt.
Erfahren Sie mehr über Deponien in unserer Deponiebroschüre (auch auf Englisch).
Klimaschutz
Deutsche Deponien tragen aktiv zum Klimaschutz bei. Bis zum 31. Mai 2005 war in Deutschland das Ablagern von organischen Abfällen („Biomüll) auf Deponien erlaubt. Seit diesem Zeitpunkt müssen organische Abfälle vorbehandelt, in der Regel in Müllverbrennungsanlagen verbrannt werden.
Abgelagerte organische Abfälle bilden in den Ablagerungsschichten unter Luftabschluss (anaerob) Deponiegas, das zu wesentlichen Teilen aus Methan (CH4) besteht. Methan ist nach neustem IPCC-Bericht für unsere Atmosphäre im Schnitt 28 mal schädlicher als CO2. Kurzfristig ist dieser Faktor sogar noch deutlich größer.
Daher betreiben die Deponien bereits seit vielen Jahren hochmoderne Gassammel- und Gasverwertungseinrichtungen, um die Emissionen des Deponiegases zu reduzieren und gleichzeitig die Energie des Methangases zu nutzen. Aus diesem Gas wird in der Regel Strom und Wärme hergestellt. Nur wenn die Gasproduktion schon weitgehend abgenommen hat und zur Energieproduktion nicht mehr ausreicht, wird das Gas abgefackelt oder bei noch geringerem Methangehalt über sogenannte Methanoxidationsschichten unschädlich gemacht.
Durch die Vorbehandlung von Siedlungsabfällen – in der Regel einer thermischen Verwertung oder mechanisch-biologischen Behandlung, die separate Sammlung von organischen Abfällen, der Verzicht auf die Deponierung von Organik und die umfangreiche Gassammlung und -behandlung konnten die Methanemissionen aus Deponien in den letzten 30 Jahren von 1.328 kt (1990) auf 92 kt (2021) reduziert werden (Quelle: Umweltbundesamt, Nationaler Inventarbericht zum Deutschen Treibhausgasinventar 1990 – 2021, Abschnitt 7.2, S. 723-741), was einem Rückgang von mehr als 93% entspricht. Die Deutsche Deponiewirtschaft trägt somit in ganz erheblichem Ausmaß zum Schutz des Klimas bei.
Dies erfordert jedoch kontinuierliche Investitionen in Instandhaltung und Unterhalt der Deponiegastechnik. Die Interessengemeinschaft Deutsche Deponiebetreiber e.V. begrüßt daher die Nationale Klimaschutzinitiative des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie zur Förderung der optimierten Erfassung von Deponiegasen in Siedlungsabfalldeponien.
Deponiesituation in Deutschland
Die Interessengemeinschaft Deutsche Deponiebetreiber analysiert jährlich die Deponiesituation in Deutschland. In Zusammenarbeit mit den Behörden der Bundesländer erfasst der Verband die Mengenentwicklung und Auslastung der Deponien und bewertet die Auswirkungen von gesetzlichen Änderungen auf den vorhandenen Deponieraum.
Im Jahr 2023 existierten in der Bundesrepublik Deutschland insgesamt 983 Deponien, auf denen rund 34 Mio. Tonnen mineralische oder inerte (nicht reaktive) Abfälle abgelagert wurden (Quelle: Destatis, Abfallbericht 2023). Einen Überblick über regionale Deponiekapazitäten finden Sie hier.